Ludwig Ganghofer - Leben & Werk
Bild © Verwaltungsgemeinschaft Welden
Ludwig Ganghofer - sein Leben & Wirken
Als Sohn eines Försters wuchs Ludwig Ganghofer in verschiedenen bayerischen Orten auf. Unbeschwerte Lausbubenjahre, die Ganghofers späteres Werk auch maßgeblich prägten, verbrachte er in dem kleinen idyllisch gelegenen Ort Welden (1859-1865), wohin sein Vater als königlicher Revierförster beordert worden war.
Sein Abitur absolvierte er allerdings schon nicht mehr im schwäbischen Holzwinkel, sondern am Königlich-Bayerischen Gymnasium in Regensburg im Jahr 1873. In die Nähe seiner Kindheitserinnerungen führte ihn erst seine spätere berufliche Tätigkeit zurück. Ganghofer verdingte sich ein Jahr lang als Schlosser und Monteur in einer Augsburger Maschinenfabrik, bevor er 1875 ein Maschinenbaustudium in München begann.
Schnell war jedoch klar, dass die Wahl des Studiums nicht seinem künstlerischen Naturell entsprach und so wechselte er später zu Literaturgeschichte und Philosophie (München, Berlin, Leipzig) und promovierte schließlich 1879 in Leipzig.
Für das Münchner Gärtnerplatztheater schrieb Ludwig Ganghofer 1880 sein erstes Schauspiel „Der Herrgottschnitzer von Ammergau“. Einige seiner Werke lassen „alte Bekannte“ aus Ganghofers glücklicher Kindheit wieder aufleben. So dienten sicherlich die waldreichen Landschaften des Schwäbischen Holzwinkels als Vorlage für die Schauplätze seiner Geschichten. Ebenso lassen sich in dem Stück der „Herrgottschnitzer von Ammergau“ eindeutige Ortsbezüge zu Welden herstellen.
Der vielseitige Ganghofer war als Dramaturg am Wiener Ringtheater beschäftigt, schrieb aber auch als freier Mitarbeiter für das Familienblatt „Die Gartenlaube“ und war als Feuilletonredakteur des neuen Wiener Tagblatts tätig. Seinen Durchbruch erlangte er mit seinen Hochlandromanen, als erstes mit der Prosafassung des bis dahin erfolglosen Bühnenstückes Der Jäger von Fall (1883). Ganghofer gründet 1897 in München die literarische Gesellschaft.
Mit seiner Familie führte Ganghofer ein gastfreundliches Haus. Bekannte Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen waren zu Gast im Münchner Familiendomizil als auch in seinem großzügig ausgebauten Jagdhaus „Hubertus“ in Leutasch. Ludwig Thoma, Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannstahl waren mit ihm ebenso Freundschaftlich verbunden wie Johann Strauß (Sohn), der ihm gar seine Polka „Auf zum Tanze“ op. 436 widmete.
Für Ganghofers Werk maßgeblich prägend, stellte sich ein Familienurlaub im Jahr 1883, den Ganghofer zusammen mit seiner Frau Kathinka und Tochter Charlotte unternimmt, heraus. Von Rupolding aus unternimmt die Familie einen Ausflug an den Königssee und fortan ist es um den Schriftsteller geschehen! Von der "grandiosen und heiligleuchtender Schönheit" des Königssees fasziniert, verbringt Ganghofer die Sommerfrische der Jahre 1883 bis 1885 am Königssee.
Seit dieser Zeit spielt auch der Ort Berchtesgaden eine zentrale Rolle in seinen Werken.
Die schroffe Landschaft der Berchtesgadener Bergewelt spiegelt sich in den Erzählungen anschaulich wieder, aber auch die Geschichte des Ortes. Es entstehen sieben Romane (Die Martinsklause, Klosterjäger, Schloss Hubertus, Der Jäger vom Fall, Edelweißkönig, Der Mann im Salz, Der Ochsenkrieg). Er bezeichnet die von ihm verfassten Berchtesgadener Romane liebevoll als seine sieben „Watzmann-Kinder“. Der erste Roman, "Die Martinsklause", greift Motive der Watzmann-Sage und die Geschichte Berchtesgadens als Fürstpropstei - als eigenständiger Kleinstaat - auf. Der Roman "Der Mann im Salz" wiederum befasst sich mit der Salzgewinnung im Salzbergwerk und der Vertreibung der Protestanten aus Berchtesgaden.
Weniger bekannt ist, dass Ganghofer im Ersten Weltkrieg zwischen 1915 und 1917 als freiwilliger Kriegsberichterstatter tätig ist. In dieser Zeit berichtete Ganghofer von verschiedenen Kriegsschauplätzen aus. Neben der wenig objektiven Kriegsberichten wie „Reise zur deutschen Front“ ist auch eine Vielzahl von Kriegsgedichten, in Sammelbänden wie die „Eiserne Zither“ und „Neue Kriegslieder“ erschienen. Geprägt sind diese Werke durch eine patriotische Gesinnung.
Ludwig Ganghofer stirbt am 24. Juli 1920 in Tegernsee. Sein Grab in Rottach-Eggern befindet sich direkt neben dem Grab seines Freundes, Ludwig Thoma.
Die Ganghofer Romane – Heimatliteratur millionenfach verfilmt
Die Ludwig Ganghofer-Romane sind die am meisten verfilmten Stoffe eines deutschen Autoren. Bereits als in den 1920er Jahren der Stummfilm über die Leinwand flimmerte, wurden Filme nach Motiven der Heimatromane Ganghofers gedreht. Einen enormen Popularitätsschub erfuhr das Werk jedoch in den 1950er Jahren, als zahlreiche Heimatfilme die Kinokassen und die Herzen eines millionenfachen Publikums im Sturm eroberten. Allein Ganghofers Roman "Der Jäger vom Fall" wurde fünfmal verfilmt. Peter Ostermayr, der Begründer der Bavaria Filmstudios und der deutschen Filmhochschule in München, hatten einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Filme. Aus seiner Produktion entstanden mehr als 30 Ganghofer-Filme. Über alle Zeitläufe hinweg, blieben die Ganghofer-Filme geschätzt und erfolgreich und werden auch heute noch im Fernsehen ausgestrahlt.
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Der Schriftsteller
Ludwig Ganghofer (1855-1920)
7. Juli 1855: Ludwig Ganghofer wird als Sohn des bayerischen Ministerialrats August Ganghofer und dessen Frau Caroline (geb. Louis) in Kaufbeuren geboren.
1873: Nach dem Abitur arbeitet er ein Jahr als Schlosser und Monteur in einer Augsburger Maschinenfabrik.
1875-1879: Ganghofer studiert zunächst Maschinenbau am Polytechnikum in München, später Literaturgeschichte und Philosophie in München und Berlin.
1879: Promotion in Leipzig.
1880: Angeregt durch den Kontakt zu dem Volksschauspieler-Ensemble des Gärtnerplatztheaters in München, schreibt Ganghofer sein erstes Schauspiel "Der Herrgottschnitzer von Ammergau". Das Stück wird in Berlin mit Erfolg uraufgeführt.
1881: Dramaturg am Wiener Ringtheater. Freier Mitarbeiter des Verlags "Gartenlaube", die auch seine ersten Heimatromane herausgibt.
1882: Heirat mit Catharina Engel. Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor.
1886-1891: Feuilletonredakteur des "Wiener Tagblatts".
1894: Ganghofer lässt sich mit seiner Familie in München nieder.
1897: Er erwirbt ein Waldhaus im Gaistal am Wetterstein. Hierher zieht sich Ganghofer, der die Stadt meidet und die Natur liebt, zurück.
1898: Ganghofer, der neuen literarischen Strömungen aufgeschlossen gegenübersteht, inszeniert in München Hugo von Hofmannsthals "Tor und Tod".
Er gründet die Münchner Literarische Gesellschaft.
1899: Sein Heimatlustspiel "Das Schweigen im Walde" erscheint. Diese Liebesgeschichte spielt - wie alle seine naiven, sentimentalen Erzählungen - im bayerischen Gebirge. Auf romantische, idealisierende Weise beschreibt Ganghofer die Natur, während er die Charaktere zumeist seiner Familienchronik oder seinen Jugenderlebnissen entnimmt.
ab 1900: Viele seiner Lustspiele arbeitet er zu Romanen wie "Der hohe Schein" um. Ganghofer wird zu dieser Zeit zu einem der meistgelesenen Schriftsteller im deutschsprachigen Raum. Seine Hauptwerke werden später alle - zum Teil mehrfach - verfilmt.
1908: Lustspiel "Waldrausch" erscheint.
1909-1911: Arbeit an seiner dreibändigen Autobiographie "Lebenslauf eines Optimisten".
1914: Nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldet sich Ganghofer freiwillig als Kriegsberichterstatter. Er verfasst in dieser Zeit eine Vielzahl von Kriegsgedichten wie "Eiserne Zither" und "Neue Kriegslieder".
1915: Er verfasst den Bericht "Reise zur deutschen Front".
1917: Ganghofer schreibt die drei Einakter "Neue Blüte", "Die Depesche" und "Das falsche Maß".
24. Juli 1920: Ludwig Ganghofer stirbt am Tegernsee.
Janca Imwolde © Deutsches Historisches Museum, Berlin, September 2014
Lebendiges Museum Online (LeMO) Ganghofer Biographie